Profi-Snowboarderin Silvia Mittermüller zu Gast in der Ausstellung Sport-Daten-Grafiken
Der Snowboard-Sport hat sich seit Ende der 90er Jahre stark professionalisiert. Wie diese Entwicklung ablief und welche Spannungen dadurch in der Freestyle-Disziplin entstehen können, erzählte Silvia Mittermüller in ihrem Vortrag.
Für den Abschluss der Ausstellung SportDatenGrafiken war die Profi-Freestyle-Snowboarderin Silvia Mittermüller im Dortmunder U zu Gast. Am vergangenen Donnerstag endete damit die Vortragsreihe mit einer echten Profi-Athletin.
In ihrem Vortrag zeichnete sie nach, wie sich das Freestyle-Snowboarden seit 1998 entwickelt hat - dem Jahr, als die Sportart olympisch wurde.
Das Jahr 1998 war für auch für Mittermüller persönlich ein besonderes. In der Kategorie Halfpipe sicherte sich damals die deutsche Athletin Nicola Thost die olympische Goldmedaille. Für Mittermüller ein Ereignis, das sie motivierte, auch auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen zu trainieren. In den darauffolgenden Jahren fuhr Mittermüller viele Erfolge ein, musste aber auch Rückschläge in Form von Stürzen und Verletzungen verkraften. 2018 dann debütierte sie bei den olympischen Spielen in Pyeongchang. Im Trainingslauf stürzte sie aufgrund von starkem Wind und erlitt einen Meniskusriss. Dennoch fuhr sie die Wettkampfstrecke und absolvierte somit einen gewerteten Lauf.
Wie hat sich währenddessen die Disziplin verändert? Seitdem Freestyle-Snowboarden olympisch ist, hätten sich nicht nur die Sprungdistanzen und -höhen enorm vergrößert, fasst Mittermüller zusammen. Auch sei die Komplexität der Sprünge stark vorangeschritten. Da sich der Sport enorm professionalisiert habe, würden auch unterschiedliche Daten eine wichtigere Rolle spielen. Dazu zählen Video-Daten, die die Athletinnen und Athleten zur Analyse im Training nutzen. Krafttrainings-Daten würden für die Sportverbände eine große Rolle spielen. Wetterdaten seien wichtig in der Entscheidung, ob ein Sprung zu gefährlich ist – etwa wegen starker Windböen. Aber auch Wettkampf-Resultate und Social-Media-Zahlen seien relevante Daten, die mit darüber entscheiden, ob Athletinnen und Athleten beispielsweise von Sponsoren unterstützt werden.
Für die Münchnerin steht die Professionalisierung in gewisser Weise im Konflikt mit der ursprünglichen Idee des Freestyle-Snowboardens. So stehe die Sportart eigentlich für Individualität und Kreativität, erzählt Mittermüller. Bei Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen hingegen stünden Professionalität und klare Regeln im Vordergrund.
Mit wie vielen Punkten eine Freestyle-Performance bewertet wird, hat immer auch eine subjektive Komponente – im Gesamteindruck fließt zum Beispiel ein, wie kreativ ein Lauf ausgeführt wird. Wie würde sich ein derartiges System auf andere Sportarten auswirken? In einem Gedankenexperiment diskutierten die Snowboarderin und der Moderator des Abends, Henri Schlund, gemeinsam mit den Gästen darüber, inwiefern eine Bewertung mithilfe von Scores auch im Fußball denkbar wäre. Nehmen wir an, Tore würden je nach Ausführung unterschiedlich bewertet – würde das den Fußball attraktiver machen? Es würde den Charakter des Sports auf jeden Fall spürbar verändern, darauf konnte sich die Runde einigen.
Die Ausstellung SportDatenGrafiken im Dortmunder U, veranstaltet von der Fakultät für Statistik und dem Institut für Journalistik, öffnete am Montag, den 29. Mai zum letzten Mal die Türen für Besucher.